Pietralunga im frühen Morgenlicht |
Die Porta del Cassino und weitere Sehenswürdigkeiten lasse ich dann doch zugunsten der Zusammenlegung der beiden nächsten Etappen unbesucht, ich schau mir die beim nächsten Besuch bei Davide an. Heute muss ich noch in Gubbio ankommen. Das Wochenende verbringe ich hoffentlich schon in meinem ersehnten Zwischenziel Assisi.
Und so wandere ich heute sehr beschwingt über eine strada bianca durch die umbrische Landschaft, ausdauernd bebellt vom obligatorischen Wachhund, der zum Inventar jeden Hauses zu gehören scheint. Schon als Kind waren alle Hunde im Dorf hinter mir her und hatten einen Heidenspaß mich zu verfolgen. Jeder ambitionierte Hundehalter könnte mir natürlich überlegen die Fehler aufzählen, die mir solche "natürlichen und artgerechten" Reaktionen der elenden Vierbeiner eingebrockt haben. Offenbar haben dazu die italienischen Hunde eine spezielle Nase für das Adrenalin, das in mir bei den Attacken (meist aus dem Hinterhalt des eingewachsenen Gartenzauns) in Strömen ausgeschüttet wird. Der Wolf, der zu franziskanischer Zeit die Gegend um Gubbio tyrannisierte, hat in der Gegend wohl noch einige Nachfahren hinterlassen. Franziskus hatte ihn gezähmt, alles eine Frage der Kommunikation (ein Zitat von Gerda - sie sieht bei mir da Defizite und will mich zu katholisch geprägten Kursen mitnehmen, bisher erfolglos).
Schöne Gegend für ein Pilgerrefugio |
Kees hat den Weg akkurat beschrieben, ohne Verirrungen gelange ich bald in das Flusstal Richtung Gubbio und sehe die mittelalterliche Stadt bald am Bergsaum kleben, zu ihren Füßen ein teilweise hervorragend erhaltenes Amphitheater.
Zu viel Information für meine kleine Kodak |
![]() |
Nun bin ich "offizieller" Pilger |
Im Tourist-Office erhalte ich dann mein Credenziale del Pellegrino, das mich nun auch offiziell als Pilger auf dem Franziskusweg ausweist. Was das tägliche Ritual um einen Schritt erweitert - von nun an bin ich angehalten einen timbro zu bekommen, also den Stempel der Pfarrei meines Zielortes, um die Pilgerschaft zu bestätigen. Im Convento von San Francesco klappt dieses Vorhaben auf Anhieb - mir schwant, dass mein Jagdtrieb auf den Timbro erwacht ist. Stolz auf die ca. 22 km von heute bin ich bald wieder im Zimmer, wo ich trotz Aussicht auf die morgige Langstrecke (ich habe wieder eine Doppel-Etappe im Sinn) lange wach liege. Müde nicht einschlafen können erweist sich als frustrierende Kombination, erst All is welcome here (repeat=on) vom Handy weist mir den Weg.
Lieber Adam,
AntwortenLöschenSchön, dass Du beschlossen hast mich zu deinem virtuellen Begleiter auf diesem Weg zu machen. Und wenn ich deine Texte lese, erkenne ich auch schon meine Rolle. Dank des Abstandes bin ich nicht abgelenkt durch müde Füße oder einen hungrigen Magen, auch die Schönheit der Landschaft kann mich nicht ablenken.
So werde ich dein Cato vor den Toren Carthagos sein und versuchen zwischen den Zeilen zu lesen. Oder die Überschriften ..Der zahme Wolf.
So hat es sich die Kirche gewünscht, der wilde Anteil im Menschen muß besiegt, zumindest gezähmt werden. Das mag ja auch durchaus richtig sein .. zu einem Teil.
Es hat der Menschheit großen Nutzen gebracht, dass wir das reine Recht des Stärkeren verlassen haben. Doch, wie immer, gibt es da auch eine Schattenseite. Wir haben einen wesentlichen Teil unserer Natur verloren. Sind zum wohlgefütterten Schatten unserer lebendigen Existenz geworden, der sich vor jeden kleinen Hund fürchten muss. Ganz davon zu schweigen, dass wir den Zugang zu unserem Instinkt, der uralten Kraft in uns verloren haben, die uns sagt, wo unser Weg hinführen soll.
Du hast Dich auf den Weg gemacht um deine Kraft zu spüren.
Diese Kraft, die auch dem wohlgemeinten Übergriff widersagen kann, um auf deinem Weg zu gehen, ist da nicht der wahre Kern des eigenen Selbst? Nun, der Wolf wählte die Anpassung und erhielt zum Dank Futter auf Lebenszeit. Doch wie schaut er dann aus, der Wolf?
Ist in ihm noch immer die Kraft eines Wolfes oder ist er nicht ein Hund geworden?
Nun, Du hast die Zeit und das Mantra des Hundegebells um über deinen Wolf nachzudenken.
Gespannt auf deinen weiteren Weg
..Rob
Lieber Adam,
AntwortenLöschenweise und berührende Worte von deinem Freund Rob. (Lieber Rob, schon viel von dir gehört - leider haben wir uns bisher noch nicht persönlich kennengelernt.) Ich wünschte, ich könnte das auch so literarisch ausdrücken...
Das Annehmen und Integrieren der wilden oder auch dunklen Seiten in mir ist für mich eine wesentliche Aufgabe meines Erdendaseins. Und dazu braucht es sicherlich die eigene innere Kraft, aber außerdem auch eine gehörige Portion Selbstliebe. Bloß, stellt sich mir die Frage, erübrigt sich damit jegliche Form von Anpassung? Ist es denn im Zusammenleben in einer Gemeinschaft mit anderen nicht auch nötig, Bedürfnisse von meinen Mitmenschen wahrzunehmen und anzuerkennen? Und muss ich dann nicht hin und wieder auch mal eigene Wünsche (zumindest vorübergehend) hintenan stellen? Natürlich unter der Voraussetzung, dass ich dabei nicht meine eigene Überzeugung verrate. Hmmm, hört sich sehr nach einer Gratwanderung an.....
Und, ist "zahm" wirklich gleichzusetzen mit "gezähmt" oder gar "besiegt"?
Passend zum Thema Wolf (und zu meinem Namen) habe ich mal ein bisschen über das Krafttier in Erfahrung gebracht. Vielleicht inspiriert es dich ja beim Nachdenken bzw. -spüren über deinen Wolf in dir...
"Der Wolf symbolisiert die Schattenbereiche unseres Seins, die meist tief in uns verborgen sind. Er steht aber auch für Treue zu Partner und Rudel. Ein weiterer Aspekt des Wolfes ist Intuition und Lernen auf allen Ebenen. Verbinde dich mit dem Wolf, um die Ursprungskraft in dir selbst finden. Um Klugheit und Kraft für eine Auseinandersetzung zu finden. Um Wildheit und Stärke zu fühlen, zu lernen in einer Gruppe zu leben und zu arbeiten. Wachsamkeit, Strenge und schamanisches Wissen, also die Verbindung zur Anderswelt, wird ihm zugeschrieben. Der Wolf wird dem Planeten Sirius im Sternbild Hund zugeordnet, von dem die Legende nach die Lehrer der alten Zeit stammen. So ist der Wolf ein Lehrer, der nach seinen ausgedehnten Streifzügen zum Rudel zurückkehrt, um über neue Beobachtungen und Erfahrungen zu berichten. Er lebt im engen Familienverband, ohne jedoch seine Eigenständigkeit aufzugeben. Indem der Wolf den Mond anheult, verbindet er sich mit seiner Kraft, der spirituellen Energie und dem Unbewussten, dem das gesamte Wissen zugänglich ist. Der Wolf kann Dir die Kraft geben, zum Lehrer für andere zu werden, damit Du ihnen helfen kannst, ihren eigenen Weg zu finden. Durch seine Energie kannst Du auch den Kontakt zu Deinem eigenen inneren Führer herstellen. Wölfe sind die Pioniere und stehen für Wachsamkeit, Klugheit, Weisheit. Ihre Stärke ist ihr Rudel, ihr Volk. Sie sind loyale, treue Freunde und weise Leittiere. Wer ihrer Fährte folgt, wird auf Wege geführt, welche nur wenige vor ihnen betreten haben. Der Wolf hat hohe spirituelle Kräfte und hilft, Zugang zu Menschen zu finden. Er ist der Pfadfinder, Vorläufer neuer Ideen, der zum Clan zurückkommt, um zu lehren und seine Medizin zu teilen! Du bist stark in der Gesellschaft verankert, hast aber deine eigenen Ideale und Träume. Die Sinne des Wolfs sind sehr scharf, der Mond der Verbündete der Kraft. In ihm liegen die Geheimnisse des Wissens und der Wahrheit. Wenn der Wolf in dir lebendig wird, kannst du dein Wissen mitteilen - schreiben oder unterrichten in Dingen, die anderen helfen. Suche einen einsamen Platz auf, und begegne deinem inneren Lehrer. Du kannst in der Einsamkeit fern von allem, deinem wahren Selbst begegnen!"
LG Ka