Donnerstag, 21. Februar 2013

Arrivederci Roma!

Mit den letzten Kräften angekommen
Die feinen Laken meines noblen Bettes in der Casa bonus Pastor duften auch noch am Morgen frisch gestärkt. Kaum zu glauben, dass bei all dem Trubel in der ewigen Stadt tatsächlich noch ein solches Zimmer zu finden war. Ein letzter Gefallen von Kees, dessen Tips zur Übernachtung zwar alle ausgebucht waren. Doch durch Vermittlung eines der Angerufenen gelang die Unterkunft in dieser edlen Herberge für Luxuspilger. 

Matthias und Indra schlafen derweil wohl noch im kleinen Zelt auf dem Campeggio etwas außerhalb, für Pilger mit knapper Kasse und Hund oft die einzige Chance, um für die Nacht unterzukommen. Ich traf die beiden gestern Abend vor dem OPR und spürte gleich, dass ich mich getäuscht hatte - ich wurde erwartet. Der junge Pellegrino aus der Schweiz war auf fast den gleichen Wegen wie ich unterwegs, treu begleitet von seiner Hündin und natürlich Kees. Er ist jeden Meter zu Fuß gegangen, auch die erste Etappe und war mir die meiste Zeit zwei bis drei Tage voraus. Durch meinen Abkürzer über Moricone sind wir schließlich doch noch fast gemeinsam am großen Ziel angekommen

Matthias und Indra
Für heute haben wir uns am Lateran verabredet. Ich freue mich sehr auf unser Treffen am Ziel der Pilger auf der via francigena, schon gestern haben wir unsere Erfahrungen auf dem Weg ausgetauscht. Wie unterschiedlich die Wahrnehmungen doch sein können - auch er war am ersten Tag bis zum Friedhof in Magnale gekommen. "Der Pfarrer war total nett und hat mich in seinem Garten zelten lassen", erzählt er mir beim abendlichen Bierchen neben dem Petersplatz, während er die neben ihm dösende Indra streichelt. Er lächelt beim Gedanken an das gemeinsame Abendessen dort oben, "kann mir nicht vorstellen, dass der daheim war und Dich nicht reingelassen hat". Ich bin mir da nicht so sicher.

Als erstes Ziel steuere ich heute - noch alleine - San Paolo fuori le mura an. Diese Basilika wurde mir von Harald sehr ans Herz gelegt. Unterwegs besorge ich mir am Bahnhof noch ein Zugticket für heute Abend bis München und lasse meinen Zaino in der Gepäckaufbewahrung. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, noch vier Tage in Rom zu verbringen. Der Trubel und die Massen von Menschen machen mich trübselig, ebenso wie die Sehnsucht nach der Familie. Daheim wissen sie nichts von meinem Plan und erwarten mich erst am kommenden Dienstag am Flughafen.

Die Basilika mit dem Paulusgrab und den Medaillen aller bisherigen Päpste kann mich nur kurz fesseln, nach der Asphalt-Etappe gestern schmerzen mir alle Knochen bis zur Hüfte, was in einem wohl etwas eigenartigen Gang resultiert. Doch der Garten der verträumten Benediktinerabtei lädt mich zu einer ruhigen Meditationsstunde ein, die in einem kleinem Resümee der Pilgerfahrt mündet. 

Spirituell fühle ich mich viel mehr in Assisi als in Rom verortet, auch wenn ich von den Ideen des Franziskus weit entfernt lebe. Meine Befürchtungen vor der Reise hatten mit den Problemen unterwegs nur wenig gemeinsam, Sprache, Schuhe, Kondition und Wetter waren viel weniger das Thema als Orientierung und das Gefühl, unter vielen Menschen einsam zu sein. Die intensivsten Momente erlebte ich, als ich mich als ein Teil der Natur fühlen konnte - und in Gemeinschaft mit Menschen, die auch auf dem Weg waren, als Pilger oder als Suchende. 

Was nun, Pellegrino?
Und so erlebe ich auch die letzten Stunden in Rom in der anrührenden Gegenwart des suchenden Pilgers Matthias, lerne die anstrengende Logistik eines Hundehalters im öffentlichen Leben Italiens kennen (Indra muss fast immer "draußen bleiben") und bin in Gemeinschaft, als ich das franziskanische Ziel dieser Reise aufsuche. Im Lateran empfing Franziskus vom Papst die Genehmigung seiner Ordensregel, der Pellegrino Adam den letzten Timbro im Credenziale.

Doch mit dem Heiligen bin ich auch in guter Gesellschaft, was das Scheitern einer Mission angeht. Am Ende seines Lebens war er nicht sehr glücklich, wie sich die Angelegenheiten in seinem Orden entwickelten. Meiner unerfüllten Idee, auf dem Weg erkennen zu können, wie es weitergeht in meinem Leben, habe ich im Lateran eine Kerze geopfert. Alles was ich mitnehmen kann, ist die banale Erkenntnis: Das Suchen und das Gehen war für mich erfüllender als das Finden und Erreichen des Ziels.

    





  
  

1 Kommentar:

  1. Lieber Adam, bin seltsam berührt, wie wenig du dich für deine Pigerreise wertschätzt.
    Auch wenn viele Momente des Zweifelns, des Haderns, der Einsamkeit deine Reisegefährten waren, und du noch kein Resultat für deinen beruflichen Weg hast, so werden diese Erfahrungen doch seine Früchte tragen. Und dir auch eine Reife gewähren, auf die du Stolz sein kannst. Alleine dich auf diese Pilgerreise aufzumachen, trotz der ganzen Widerstände,
    weiter zu gehen, trotz schwerer Gedanken, dein Ziel nicht aufgegeben.
    Ja klar , der Weg ist das Ziel , wissen wir und nun hast du erfahren, wie es sich anfühlt. Ein kleiner Unterschied!
    Und den Mut den Anfang zu wagen, das ist wohl der eindrücklichste Momente.
    Ja , und da ist noch mehr, das Aushalten deiner Schwere, deiner Zweifel, deiner Schlaflosigkeit und.....und...und... Dafür könntest du dich schon mal wertschätzen.
    Ich tue das in großem Maße. Und du wirst sehen, die Früchte werden kommen, vielleicht nicht in der Form in der du sie erwartest, ja und...,
    Hey Adam , ich freue mich auf deine Heimkehr.
    Ohne meckern diesmal, Mecki

    AntwortenLöschen