Die nächsten 17km führen durch die nebligen umbrischen Niederungen. Kees´ Routen-Empfehlungen mäandrieren scheinbar wahllos in alle Himmelsrichtungen, bald verliere ich jeden Sinn für Orientierung und folge stumpf den Beschreibungen meines Pilgerführers.
Mehrmals widerstehe ich dem Impuls, die Handschuhe herauszukramen, kein Gedanke an rein meditatives Gehen. Trotzdem geht mir Caroline und der Bezug zu meiner Schwester nicht aus dem Sinn. Ich habe von einem Bruderzwist geträumt, das Gleichnis vom verlorenen Sohn geht mir andauernd durch den Sinn. Der treu-brave Sohn, seine Perzeption vergleichend mit dem Trubel, der um den heimgekehrten Filou gemacht wird. Wie unterschiedlich Geschwisterpaare doch ihr Verhältnis zueinander empfinden können! Auch zwischen meiner Schwester und mir haben sich Mauern aus Konkurrenzdenken aufgebaut.
Bevagna erreiche ich zur Mittagszeit und durch den feuchtkalten Nebel erscheint die ganze Stadt frostig und unwirklich. In der Bar fasse ich ein kurzes Mittagessen und versuche, den Gesprächen ein wenig zu folgen, mit wenig Erfolg. Dass sich das Addio del´Papa auf den Rücktritt von BXVI bezieht, realisiere ich erst abends via Internet.
Der Falkenberg - mein Ziel für heute |
Auf dem Hauptplatz lädt mich der Besitzer eines Öl- und Trüffelladens auf einen seiner Baststühle ein, etwas Sonne zu tanken. Wir schwatzen kurz über seine Geschäfte (so lala) und meine Pilgerreise (sein Gesichtsausdruck lässt eher auf Mecki-ähnliche Bewertung zu Beginn der Reise schließen). Er weist mir noch den Weg zum Kloster der Hl. Klara von Montefalco (nicht verwandt mit Franzens Klara) und kümmert sich um seine clienti. An der Klosterpforte empfängt mich eine deutsch sprechende Schwester in originellem Arbeitsoutfit - Moonboots und Regenjacke. Umfangreiche Renovierungsarbeiten erfordern den Einsatz aller Insassen des Klosters in ungewöhnlichem Schuhwerk. Jemand sollte Maria schnellstens informieren, dass Sonja noch weitere Ausrüstung benötigt. Ich bekomme im Gästehaus gegenüber eine gemütliche Kammer, noch ungeheizt, zugewiesen. Dankbar checke ich ein, hoffentlich wird die notwendige große Wäsche auch bis morgen trocken.
Abends kann ich nicht vom leckeren Sagrantino lassen, ein wundervoll samtiger Rotwein, von dem ich eindeutig zu viel erwische. Wieder einmal allein unter wild debattierenden Abendgästen im Ristorante spüre ich trübe Gedanken förmlich heranziehen, auch weil mein allabendlicher Anruf daheim seit zwei Tagen schon keinen Abnehmer fand. Lustlos schmökere ich in der SZ und nachdem auch im Internet-Café kein Kontakt zur Heimat entstehen will, schleiche ich heute etwas benebelt ins Bett. Den klaren Blick des Falken werde ich morgen wieder auf dem Weg nach Spoleto benötigen.
Lieber Adam, deine Schilderungen sind ruhiger geworden, heißt nicht, dass ich alles verstehe.
AntwortenLöschenHeißt, dass das Hundegebell sich nicht aufdrängt, die Schuhe nicht mehr so viel Platz einnehmen.
Wenn man dem glauben schenkt , dass man sich seine Familie aussucht „Die kleine Seele spricht mit Gott“ , dann dienen wir uns , unsere Erfahrungen zu machen.
Die unterschiedlichen Positionen der Geschwister und die dadurch entstehenden Gefühle,
lassen uns reifen , spiegeln uns. Oft auf sehr unangenehmer Art.
Das tiefe Familienband, bleibt trotzdem, ob bewusst , in Liebe, unbewusst, in Konkurrenz... wie auch immer.. In diesem Bewusstsein, dass wir uns zur Verfügung stellen, wird uns nicht den Streit, die Auseinandersetzung ersparen, doch gibt es mir die Gelegenheit diese Ebene der Liebe aufzumachen.
Und allein die Bereitschaft , dieser Ebene der Liebe, bei allem , noch im Bewußtsein zu halten, selbst wenn du dich für Streit/Konkurrenz entscheidest, das macht einen großen Unterschied.
Um meinem Ruf der Meckerlise noch ein bisschen Nahrung zu geben,
hey , was heißt für dich alleinsein, spür doch mal rein und schau was du findest, wie kommst du auf diese Idee. .
Du fühlst dich alleine. du bist immer in Gott, das warst du immer, das wirst du immer sein. Du bist , wie wir Alle , ein Teil von Gott.
Allein der Glaube fehlt !!!!
Möge der klare Blick des Falken, dir den Weg weisen. Mein Segen begleitet dich und der deiner Familie und der deiner Freunde, Du bist in Begleitung... Mecki....Ich singe grade ein Mecker-Mantra, kannst du es hören?
Liebe Mecki, mag sein, dass ich die Hunde nicht mehr so intensiv wahrnehme, im Nebel war jeder Schall in Watte gepackt...
AntwortenLöschenWolken und Nebel
AntwortenLöschenWenn ich so lese was Du..Ihr so schreibt ist da der Nebel.
Gesten sah ich unser Leben noch getragen durch das Wolkenmeer,
heute sehe ich, dass wir inmitten des Meeres blind sind.
Wäre es doch nur das klare Wasser, dann könnten wir sehen und
uns wahrnehmen in der absoluten Vielseitigkeit unserer Möglichkeiten.
Doch, wir haben das Wasser verlassen, den festen Boden gewählt und
..sind im Nebel gelandet. Das Wasser verlässt uns eben nicht.
Träumen vom Aufstieg, dem Blick des Falken.. oh, rastloser Mensch.
Doch in Wahrheit sind wir blind, müssen lernen blind zu vertrauen.
Leicht gesagt. Uns getragen fühlen von Konkurrenz, Streit und der Kirche.
HA- mag ja sein, das das in der Theorie der kleinen Seele geht-
doch wie schaut das dann in der Praxis aus ?
Wie schnell zweifelt die Seele, die zum Kind wurde, flüchtet der Mensch ?
Und täte er das nicht, wäre es wohl auch falsch.
Also nicht blind vertrauen. Anstrengen und den Berg rauf, raus aus den Wolken,
fest stehen und sehen . ? ! .
..Rob